Sonntagsausflug für Kaffeeliebhaber: Werksverkauf der Rösterei Schvarz in Düsseldorf

Werksverkauf der Rösterei Schvarz: Mit Kaffee auf Entdeckungsreise

Unbezahlte Werbung. Ich wollte mich neulich mit ein paar Arbeitskollegen an einem Sonntag schön zum Quatschen treffen. Und da wir alle einen kleinen Kaffeetick haben und gerne mal durch Düsseldorfs Cafés auf der Suche nach dem besten Kaffee pilgern, haben wir dieses Mal etwas Neues ausprobiert: Die Kaffeerösterei Schvarz in Flingern Süd.

Sonntagsausflug zum Werksverkauf der Rösterei Schvarz

Die Rösterei bietet sonntags immer einen Werksverkauf, bei dem man die frisch gerösteten Bohnen in Form von Flat White, Filterkaffee, Espresso & Co. probieren kann. Zusätzlich gibt es frischgebackene Brownies, Cheesecake oder andere Leckereien. Das wechselt jedes Mal.

Die Rösterei befindet sich in einer alten, umfunktionierten Lagerhalle mitten im Industriegebiet Flingerns auf der Ronsdorfer Straße. Zugegeben – die Anfahrt ist schon ein wenig aufwendiger. Man nimmt die U-Bahn, spaziert ein gutes Stück an Gewerbehallen und Lofts vorbei und findet schließlich entlang stillgelegter Gleise zum Rolltor der Rösterei Schvarz. Richtig #industrialstyle!

Aber das macht es für mich gerade auch so einzigartig. Wenn ich mich dazu entschließe, sonntags zum Werksverkauf von Schvarz zu fahren, mache ich daraus immer einen richtigen Sonntagsausflug mit Freunden und probiere mich durch die verschiedensten Kaffeespezialitäten.

Arthur Fuchs, Inhaber der Rösterei Schvarz, sorgt dafür, dass man hier als Erstes erfährt, welche Trends es aktuell eigentlich gibt. Zusätzlich zu den klassischen Kaffeekreationen kann man hier beim Werksverkauf auch immer wieder neue Dinge ausprobieren, die die Kaffeewelt gerade so erobern, z. B. Flat White oder Cascara.

Interview mit Arthur über Düsseldorfs neueste Rösterei

Mich interessiert die Geschichte hinter der Rösterei, die Düsseldorfs Kaffeeszene zurzeit so richtig aufmischt.

Bei leckerem Cappuccino habe ich Arthur also ganz viele Fragen gestellt. Und habe zum Schluss sogar einen kleinen Baristakurs von ihm bekommen, bei dem ich meinen ersten eigenen Caffè Mocha kreiert habe 😀 Lies selbst!

Wer steckt außer dir hinter Schvarz?

Wir sind zu zweit. Mein Geschäftspartner Erkan ist mit dabei, den ich schon seit ca. 18 Jahren kenne. Wir haben zusammen bereits seit fünf Jahren ein Restaurant, das modern-griechische Küche anbietet: das Askitis. Er kümmert sich hauptsächlich um das Restaurant, ich konzentriere mich auf die Rösterei.

Wie lange gibt es die Rösterei Schvarz und ihren Werksverkauf schon?

Die Rösterei wird im Dezember (2016) ein Jahr alt. Zu Anfang war geplant, nur einen Produktions- und Schulungsort zu haben. Deswegen liegt die Location auch ein wenig außerhalb. Irgendwann kam dann die Nachfrage – übrigens von Düsseldorfer Onlinekunden! –, die Produkte bei der Rösterei selbst abzuholen. Daher entschieden wir uns im März/April, sonntags zum Werksverkauf zu laden. Wir nennen es absichtlich nicht Lager-, sondern Werksverkauf, weil wir ja hier die Produktionsstätte haben.

Wie und wann hast du deinen ersten Kaffee getrunken?

Während meiner Ausbildung. Ich habe mit 18 in der klassischen Gastronomie angefangen. Damals waren die ersten Vollautomaten auf dem Markt, mit denen man auf Tastendruck Latte Macchiato machen kann. Da habe ich gemerkt, dass mir das nicht schmeckt, sondern eher der klassische Filterkaffee. Ich habe ihn mit Kaffeesahne und relativ viel Zucker getrunken.

Was ist für dich der perfekte Moment für einen Kaffee und welchen trinkst du am liebsten?

Ich frühstücke immer sehr gerne. Ich liebe es morgens aufzuwachen und mir zu überlegen, welchen Kaffee ich als Erstes zubereiten werde. Manchmal denke ich sogar schon darüber nach, wenn ich ins Bett gehe! Ich nehme mir wirklich die Zeit morgens, wenn ich frühstücke.

Morgens scheint die Sonne direkt in meine Küche hinein. Dann habe ich gerne eine Tasse Filterkaffee, die ich von Hand aufgieße. Das ist für mich der schönste Moment. Dann fällt mir das Aufwachen viel leichter, weil ich mich erst einmal in Ruhe setzen und in Ruhe eine Tasse Kaffee trinken kann.

Was ist ein absolutes No-Go in Sachen Kaffee?

Flavored Coffee Beans. Das habe ich in den USA und Kanada vermehrt gesehen. Dafür wird Kaffee mit sehr minderwertiger Qualität genommen und man versucht, die Bohnen mit Vanille-, Zimt- oder Karamell-Aroma zu parfümieren. Man schmeckt dadurch alles andere, aber nicht den Kaffee. Ich bin froh, dass sich das in Europa nie wirklich durchgesetzt hat. Man sollte in den USA niemals den Kaffee, den man dort kauft, durch die dort stehenden Kaffeemühlen jagen, weil die meisten Leute darin ihre aromatisierten Kaffeebohnen mahlen. Man bekommt den Geruch aus der Mühle nie wieder heraus, weil es sich um eine Art Parfümöl handelt. Der Kaffee wird daher nach dem Mahlen immer nach dem Aroma riechen.

Was ist das Trend-Kaffeegetränk 2017?

Es gibt drei Trendgetränke. Bei heißem Kaffee wird das der Flat Whitewerden. Für Flat White kann man Espressosorten nehmen, die von Natur aus sehr aromatisch sind.

Bei kalten Kaffeespezialitäten wird das zum einen genau wie 2016 der Cold Brew, kalt gebrühter Kaffee. Der ist dieses Jahr in den Metropolen vorgedrungen und wird nächstes Jahr noch regionaler. Starbucks hat das dieses Jahr auch aufgerollt, allerdings viel zu spät. Da war der Sommer schon fast vorbei. Nächstes Jahr werden die relativ früh damit anfangen. Starbucks ist immer so der Vorreiter: Wenn die die Trends übernehmen, kann man garantieren, dass sich das flächenmäßig in Deutschland multipliziert. Deswegen ist die Kaffeewelt auch so schnell gewachsen.

Ein weiterer Trend bei den kalten Kaffeegetränken wird außerdem Cascara.(Was Cascara ist, erklärt Arthur weiter unten in meiner Frage „Welche drei Kaffeekreationen sind euer Markenzeichen?“)

Glaubst du, dass Düsseldorf mit Kaffeemetropolen wie Seattle, Hamburg, Berlin etc. bald mithalten kann?

Ich bin seit sechs Jahren wieder in Düsseldorf. In dieser Zeit hat sich kaum etwas entwickelt in Sachen Specialty Coffee. Davon haben wir in Düsseldorf leider zu wenig, da ist viel mehr Potenzial! Wir brauchen junge Leute, die sich trauen, das durchzusetzen und zu verwirklichen. Es gibt viele Städte, die schneller sind als Düsseldorf. Ich weiß auch nicht, woran das liegt. Vielleicht haben wir noch nicht diese Kaffee-Ausgehkultur. Oft ist das so, dass Städte mit einer zentralen Universität, wie z. B. Aachen, Bonn oder Köln, eine deutlich stärkere Kaffeekultur haben. Bei Berlin ist natürlich alles dabei.

Dadurch, dass bei uns die Uni relativ weit entfernt ist, merkt man in der Stadt nicht wirklich vom Studentenleben. Vielleicht ändert sich das durch die Hochschule Düsseldorf jetzt, weil sie am neuen Campus in Derendorf zentraler liegt. Studenten nehmen gerne Trends auf. Deswegen gibt es dort, wo Studenten sind, auch meist gute Cafés. Ich erhoffe mir für Düsseldorf, dass sich durch den neuen Standort der HSD das Leben ein bisschen verjüngen wird. Dadurch kann es mehr junge Café-Konzepte geben. Junge Café-Konzepte müssen sich immer wieder etwas Neues einfallen lassen, so dass die Kaffeekultur dann auch hier ankommen kann.

Welche drei Kaffeekreationen sind euer Markenzeichen?

Cascara, Flat White und Caffè Mocha.

Cascara heißt im Spanischen „Schale“. Das Fruchtfleisch der Kaffeekirsche wird normalerweise weggeworfen. Wird der Kaffee aber biologisch angebaut, kann man die Kaffeekirsche trocknen, wie man das von Rosinen oder Aprikosen kennt, und sie weiterverwenden. Aus der Kaffeekirschekann man einen Teeaufguss machen. Wegen der fehlenden Röstung schmeckt Cascara nicht nach Kaffee. Es gibt mittlerweile drei bis vier Unternehmen in Deutschland, die das auch in Flaschen abfüllen. Cascara mit Gin gibt es beispielsweise auch – man kann Cocktails, Liköre und viel mehr in Bars kreieren.

(Links siehst du einen Flat White mit Brownie, rechts einen Cappuccino mit Carrot Cake.)

Wie Flat White genau zubereitet wird und wer ihn erfunden hat, darüber streiten sich die Neuseeländer und Australier. Wir machen ihn eher wie die Neuseeländer: Mit einem doppelten Ristretto und fein aufgeschäumter Milch ohne viel Milchschaum. Doppelter Ristretto heißt doppelter halber Espresso. Man verwendet bei gleicher Kaffee- aber weniger Wassermenge sehr viele Aromen aus dem Espresso heraus. Dadurch wird er sirupartig. Flat White nennt man ihn übrigens, weil der Milchschaum so flach ist. Der größte Unterschied zwischen einem Flat White und anderen Milchkaffee-Spezialitäten ist, dass man weniger Milchschaum und mehr Kaffeearoma hat.

Ein weiteres Getränk, das ich sehr gerne zubereite, ist Caffè Mocha.Dafür nehme ich eine 70 %-Schokolade aus Kongo, vermische sie mit einem aromatischen Espresso in einem 1:1-Verhältnis und gebe relativ viel aufgeschäumte Milch hinzu. Die Schokolade kommt aus einem Gebiet, in welchem der letzte Gorilla-Stamm lebt. Indem wir dieses Projekt unterstützen, werden weniger Gorillas getötet. Die Menschen dort werden unterstützt, indem sie deutlich höhere Preise für die Schokolade bekommen und somit nicht mehr auf die Erlöse aus dem Verkauf von Gorillas angewiesen sind.

Eine Sache, die ich übrigens jedem Café-Besitzer ans Herz legen kann: Nicht nur sortenreinen Kaffee, sondern auch sortenreine Schokoladeverwenden. Bisher hat man verschiedene Sorten immer in einen Topf geworfen, geschmolzen und versucht, eine massentaugliche Schokolade hinzubekommen. Allerdings schmeckt eine Schokolade aus Ecuador ganz anders als eine Schokolade aus Kongo, Indien oder Papua-Neuguinea.

Immer noch ein Thema: Filterkaffee

Ansonsten ist Filterkaffee nach wie vor immer noch beliebt. Wir haben zunehmend Kunden, die zurück zum Filterkaffee gehen. Die Menschen gehen von Vollautomaten weg, Laktoseintoleranz ist ein großes Thema. Man fängt immer mehr an sich dem Thema Kaffee zu widmen. Und wenn man mehr Zeit dafür hat, kommt man wieder zu dem Punkt Handaufguss. Er ist magenschonender und bietet ein sanfteres Geschmackserlebnis.

Wir sehen uns insgesamt aber eher als Kaffeeröster statt Café-Betreiber. Ich zeige gerne, was man alles mit dem Thema Kaffee machen kann. Es gibt Café-Besucher, die wollen sich einfach nur mit der besten Freundin treffen und quatschen. Es gibt aber auch Café-Besucher, die etwas erleben wollen. Da ist nicht viel passiert in den letzten Jahren. Die meisten trinken Latte Macchiato, weil sie nichts anderes kennen. Da sehen wir uns als Dienstleister: Wir beraten unsere Kunden im Thema Kaffeegetränke.

Was darf für dich zu einem guten Kaffee niemals fehlen?

Ein Stück Kuchen. Oder eine Tafel Schokolade. Es gibt sogenannte Perfect Pairings: Bestimmte Kaffeesorten passen zu bestimmten Kuchensorten, genau wie in der Weinwelt. Afrikanische Kaffees beispielsweise schmecken sehr gut mit zitronigem Gebäck. Indonesische wiederum passen sehr gut zu Cheesecake.

Warum kommen deine Kunden gerne bei dir Kaffee trinken bzw. kaufen?

Dadurch, dass wir nicht gerade in der Innenstadt sind, sondern eher eine Off-Lage haben, hat man hier nicht das Gefühl, schnell wieder gehen zu müssen. Es ist eine Art von Entschleunigung. Man hört kein Auto vorbeifahren, man sieht keine Fußgänger. Meine Kunden kommen gerne, weil hier dem Thema Kaffee Zeit gewidmet wird, entschleunigt wird und wirklich auch Beratung stattfinden kann.

In normalen Cafés geht man hin, unterhält sich und geht weiter, das heißt, man schenkt dem Thema Kaffee nicht so viel Zeit. Dort nimmt man nicht immer wahr, wo man überhaupt ist, es geht mehr darum sich zu unterhalten, ein Buch oder eine Zeitung zu lesen. Alle, die hier hinkommen, kommen gezielt, um die Kaffeewelt zu erleben.

Wenn man sich beispielsweise mit Kaffeemaschinen auskennt, könnte man sich seinen Kaffee hier auch selbst zubereiten. Ich habe schon einige Kunden hinter die Theke gelassen, die ihren Kaffee selbst gemacht haben oder denen ich gezeigt habe, wie sie ihr eigenes Getränk machen können. Dadurch, dass wir keine geschlossene Theke haben, kann man sich frei bewegen. Wir haben keine Barrieren. Man hat nicht das Gefühl, dass Gastraum und Personalbereich voneinander abgetrennt sind.

Auf welche drei Faktoren sollte man als Kaffeeanfänger achten?

  1. Frische. Die meisten, die Kaffee kaufen, wissen gar nicht, wie wichtig Frische ist. Kaffee verliert nach einer sehr kurzen Zeit schon 80 – 90 % an Aroma. Im besten Fall hält er sechs bis acht Wochen, aber nach drei Monaten wird Kaffee schon flach. Wenn du im Supermarkt einen Kaffee kaufst, steht da nicht mal ein Röstdatum drauf. Die meisten kleinen Röster, die sich das auch trauen, schreiben immer das Röstdatum drauf. Steht das Datum nicht drauf, weiß der Käufer gar nicht, wie alt der Kaffee schon ist.
  2. Den richtigen Kaffee für die richtige Zubereitungsmethode wählen.Da, wo man Kaffee kauft, muss die Beratung stattfinden. Wir rösten für Filterkaffee beispielsweise ganz anders als für Espresso. Es gibt sogar Kaffeesorten, die sich für einige Zubereitungsmethoden gar nicht eignen.
  3. Achte drauf, dass man nicht zu dunkel gerösteten Kaffee kauft, damit man die natürlichen Aromen noch schmecken kann. Das Problem bei zu dunkel geröstetem Kaffee: In Südeuropa mag man diesen schon fast verbrannten Geschmack. In Nordeuropa aber, wozu ich Deutschland auch zähle, ist das oft ein Indiz dafür, dass minderwertige Qualität eingekauft und einfach nur schwarz geröstet worden ist, um den schlechten Kaffee zu verdecken. Das muss nicht sein, ist aber sehr oft der Fall. Wenn man die Möglichkeit hat, sollte man sich also die Bohnen vorher anschauen. Bei einem kleinen Röster ist das möglich, im Supermarkt geht das natürlich eher weniger, weil die Bohnen schon verpackt sind.

Wie man guten Kaffee zu Hause auch ohne Siebträgermaschine hinbekommt

Da meine Freude und mein Enthusiasmus für Kaffee mit dem Interview nochmal um ein Dreifaches gewachsen ist, habe ich mich im Anschluss sogar noch beraten lassen, wie ich auch zu Hause super Kaffee machen kann. Ich habe kein großes Budget für eine schöne Siebträgermaschine.

Aber wie bekomme ich das mit dem leckeren Kaffee trotzdem hin? Dafür legt mir Arthur eine AeroPress ans Herz, mit der man von Hand Espresso und Filterkaffee zubereiten kann. Die schreibe ich mir gleich auf meine Wunschliste. Sobald ich eine habe, wird es von mir einen Artikel über die Zubereitung für dich geben 🙂

Mein Fazit: Warum sich ein Sonntagsausflug zum Werksverkauf der Rösterei Schvarz lohnt

Vielleicht geht es dir nach Arthurs Antworten genau wie mir: Ich habe durch unser Gespräch so viel Neues und Spannendes gelernt, ohne großartiges Vorwissen zu haben. Und das ist auch der Grund, warum sich ein Besuch bei Schvarz immer lohnt! Du erfährst alles, was du wissen möchtest und kannst nicht nur neue Trends wie Cascara oder Flat White probieren, sondern dich sogar selbst an der Maschine versuchen. Arthur ist immer offen für Fragen und berät in allen Budgetklassen.

Zum Werksverkauf der Rösterei Schvarz lohnt sich besonders dann ein Sonntagsausflug, wenn man Neues aus der Kaffeewelt erleben und unter gleichgesinnten Kaffeefans sein möchte.

Wenn du die Rösterei Schvarz auch außerhalb des Werksverkaufs erleben möchtest, halte die Augen auf Streetfood Festivals der Umgebung offen. Ich habe Schvarz beispielsweise beim Düsseldorfer Streetfood Festival im September kennengelernt und dort einen super leckeren Iced Latte getrunken!

Adresse und Öffnungszeiten der Rösterei Schvarz

Der Werksverkauf findet Sonntags von 13 bis 17 Uhr statt.
Von Zeit zu Zeit gibt’s übrigens auch Baristakurse. Schau einfach mal auf der Facebookseite vorbei!

Ronsdorfer Str. 74, Halle 31
40233 Düsseldorf

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